Air Zermatt hat Patent auf neuen Löschkessel
Die Air Zermatt hat einen Löschkessel patentieren lassen, der die Brandbekämpfung mit Helikoptern verbessert und dabei gleichzeitig die Sicherheit der Piloten erhöht. Ein weiterer Vorteil: Da eine Tonne Löschwasser konzentriert und innerhalb nur drei Sekunden auf den Brandherd abgeworfen werden kann, ist die Löschwirkung im Vergleich zu bisherigen Kesseln höher. Entwickelt wurde der Löschkessel von Air Zermatt-Gründer Beat Perren.
Einige bisher eingesetzte Löschsysteme hatten ihre Tücken. Mit dem oft eingesetzten «Bambi Bucket» kann Löschwasser nicht schnell genug über dem Brandherd abgeworfen werden. Deshalb verdampft ein grosser Teil des Löschwassers, bevor es auf den Brandherd trifft. Ausserdem besteht bei einem leeren «Bambi Bucket» die Gefahr, dass der Löschsack beim schnellen Sinkflug in den Heckrotor hoch geht. Diese Nachteile veranlassten Air Zermatt-Gründer Beat Perren dazu, an einem neuen Löschkessel zu arbeiten. Dieser wurde nun patentiert.
Eine Tonne Löschwasser in drei Sekunden
Der neue, pneumatische Aluminiumlöschkessel kann wahlweise mit 1000 oder 800 Liter Löschwasser gefüllt werden. Dies entspricht in unseren Höhenlagen sowohl der Tragkraft der Ecureuil H125 (AS 350 B3) wie auch der zweimotorigen Helikopter Bell 429, die für Nachteinsätze eingesetzt werden können. Eine Tonne Löschwasser kann in nur drei Sekunden über dem Brandherd abgeworfen werden. Per Knopfdruck kann der Pilot den Boden des Kessels aufklappen. Das Löschwasser gelangt somit konzentriert in den Brandherd.
Um eine maximale Löschwirkung bei der Brandbekämpfung zu erreichen, muss das Löschwasser nicht nur konzentriert, sondern auch so nahe wie nur möglich über dem Feuer abgeworfen werden. Wird das Löschwasser hoch über dem Brandherd entleert, trifft es in Tröpfchenform als Regen auf den Brand. Die Löschwirkung wird dadurch reduziert, weil ein Teil des Löschwassers schon vor dem Auftreffen im Brandherd wegen der hohen Temperaturen nutzlos verdampft. Der patentierte Air Zermatt-Löschkessel ermöglicht im Vergleich zu bisher eingesetzten Mitteln ein nahes Abwerfen des Löschwassers über dem Brandherd. Der Kessel ist mit Stahlseilen an der Lastenklinke des Helikopters aufgehängt, die beliebig verlängert werden können. Dies ermöglicht es dem Piloten, oberhalb von Hitze und Rauch zu fliegen und das Löschwasser trotzdem nahe über dem Brandherd abzuwerfen.
Die Uhr tickt
Bei einem Brandfall müssen Helikopter so rasch wie möglich aufgeboten werden. Deshalb gilt beispielsweise im Kanton Wallis die Devise: Rauch im Wald – Helikopter! Der Zeitfaktor spielt bei der Brandbekämpfung eine entscheidende Rolle. Helikopter-Unternehmen setzen für die Brandbekämpfung verbreitet das sogenannte «Bambi Bucket» ein – ein Löschsack, der im Helikopter mitgeführt werden kann und somit eine schnellere Überflug-Geschwindigkeit ermöglicht. Bei den kurzen Distanzen in der Schweiz fällt dieser Vorteil im Vergleich zum Air Zermatt-Löschkessel nicht ins Gewicht.
Mit dem leeren «Bambi Bucket» muss der Pilot im Sinkflug die Fluggeschwindigkeit stark reduzieren, damit der leere Plastikbehälter nicht hinten hochgeht und den Heckrotor des Helikopters beschädigt. So geschehen bei einem Super-Puma der Armee beim Löschen des grossen Waldbrandes in Visp. Der leere Air Zermatt-Löschkessel fliegt auch im schnellen Sinkflug problemlos. Der Kessel lässt sich in einem Wasserbecken nicht nur viel schneller füllen als die bisher eingesetzten Löschsäcke, er kann auch direkt mit einem Feuerwehrschlauch in nur rund 25 Sekunden gefüllt werden. Mit dem neuen Air Zermatt-Löschkessel wird somit beim Füllen, Entleeren und auch beim Rückflug wertvolle Zeit gewonnen.
Von Beginn an innovativ
In der über 50-jährigen Geschichte des Walliser Helikopter-Unternehmens hat sich die Air Zermatt nicht nur in der alpinen Flugrettung durch ihre Pionierarbeit international bekannt gemacht (1970 erste Absetzversuche von Bergführern in der berüchtigten Eigernordwand, 1971 erste Direktrettung in der Eigernordwand), seit anfangs der 1070er Jahre hat die Air Zermatt auch in der Waldbrandbekämpfung mit Helikoptern viel Entwicklungsarbeit geleistet. Zwei Jahre nach der Gründung entfachte sich im Thelwald auf dem Gebiet der Gemeinde Raron ein grossflächiger Waldbrand. Die Air Zermatt konnte damals bei diesem Brand nur mit dem Transport von Feuerwehrleuten und Feuerwehrmaterial mithelfen. Diese Erfahrung veranlasste die Air Zermatt nach Möglichkeiten zu suchen, um mit Helikoptern direkt in den Löscheinsatz einzugreifen. Die Air Zermatt entwickelte den Kipplöschkessel, bei dem der Pilot im Vorwärtsflug mit einer Geschwindigkeit von 60 bis 80km/h das Löschwasser geballt ins Feuer schleudert.
Um bei Waldbränden eine erfolgreiche Löschwirkung zu erreichen, müssen Wasserabwürfe in möglichst kurzen Zeitabständen erfolgen. Deshalb sollte der Bezugsort für Wasser möglichst nahe beim Brandherd sein. Das ist aber nur selten der Fall, denn zum Füllen der Löschkessel ist ein genug tiefes stehendes oder laufendes Gewässer mit einer Tiefe von mindestens 1.50m notwendig. Ende der 70er Jahre liess die Air Zermatt ein mobiles Wasserbecken mit 44'000 Litern Inhalt herstellen, das in der Nähe des Brandes aufgestellt wird, um die Rotationszeiten des Helikopters zu minimieren. Das Wasserbecken richtet sich beim Füllen von Wasser selbst auf. Die Abmessungen des Air Zermatt-Beckens wurden so gewählt, dass sich die Löschkessel darin rasch füllen lassen. Bei fast allen Waldbränden kam das Wasserbecken der Air Zermatt zum Einsatz und hat sich dabei bestens bewährt.
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