Wenn Beton fliegt:
Bau-Saison mit der Air Zermatt
Zwei Monate im Jahr ist in Zermatt Bau-Saison. Dann läuft bei der Air Zermatt in den verschiedenen Abteilungen alles wie ein Uhrwerk: präzise geplant, perfekt koordiniert und getragen vom Zusammenspiel vieler Hände.

Zermatt ist bekannt für seine atemberaubende Bergwelt, seine Gastfreundschaft und dafür, dass es autofrei ist. Was für Gäste ein Erlebnis bedeutet, stellt die Einheimischen vor besondere Herausforderungen. Besonders dann, wenn es ums Bauen geht. Wer schon einmal durch Zermatt spaziert ist, weiss: Hier wird nicht das ganze Jahr über gebaut. Bau-Saison ist jeweils im Mai und im Oktober. Und in diesen Monaten spielen die Helikopter der Air Zermatt eine entscheidende Rolle.
Ausnahme über den Dächern
Normalerweise gilt in Zermatt ein klares Verbot: Helikopter dürfen nicht über das Dorf fliegen; es sei denn, es handelt sich um einen Rettungseinsatz, bei dem jede Sekunde zählt. Eine weitere Ausnahme sind die Transportflüge während der Bau-Saison. Mit einer Sonderbewilligung der Einwohnergemeinde, die die Bauherren einholen müssen, dürfen Helikopter über das Dorf fliegen. Auf diese Weise lassen sich Materialien in das autofreie Dorf oder zu höher gelegenen Baustellen transportieren.
Für die Air Zermatt bedeutet dies Hochbetrieb: Zeitweise sind bis zu zwei Helikopter gleichzeitg in Zermatt über dem Dorf im Einsatz. Was für Passanten spektakulär aussieht, ist für die Crews der Air Zermatt ein präzise geplanter Ablauf.
„Man darf sich keinen Fehler erlauben. Alles muss klar und schnell gehen. Mit klaren Zeichen und verständlichen Funksprüchen. Wenn wir am Boden nicht perfekt arbeiten, kann der Pilot oben seine Last nicht sauber platzieren“
Planung ist alles
Die Einsatzleiterinnen- und Leiter sind das erste Glied dieser Transportflüge. Sie nehmen die Aufträge der Baufirmen und Privatpersonen entgegen, koordinieren die Einsätze und behalten den Überblick, auch wenn es hektisch wird. Die Uhr tickt mit. «Gerade wenn Beton geflogen wird, ist Timing alles. Wir müssen die Helikopter so einteilen, dass keine Minute verloren geht. Jeder Flug ist ein kleines Puzzle, das exakt passen muss,“ erklärt die Einsatzleiterin Sarah Pfaffen. Zusammen mit ihrem Team koordiniert und plant sie jeden Transportflug der Air Zermatt im Mattertal.
Teamwork am Boden
Damit in der Luft alles reibungslos läuft, braucht es starke Unterstützung am Boden. Flughelfer weisen die Helikopter ein, nehmen das Material entgegen und sorgen gleichzeitig am Aufladeplatz dafür, dass die nächsten Lasten bereitstehen. Jeder Handgriff muss sitzen, die Abläufe sind minutiös einstudiert. Dabei gilt immer: Sicherheit hat oberste Priorität.
„Man darf sich keinen Fehler erlauben. Alles muss klar und schnell gehen. Mit klaren Zeichen und verständlichen Funksprüchen. Wenn wir am Boden nicht perfekt arbeiten, kann der Pilot oben seine Last nicht sauber platzieren,“ sagt Flughelfer Michael Lanz. Ein ganzes Team an Flughelfern steht am Ladeplatz eingangs Zermatt, aber auch im Dorf verteilt im Einsatz.
Konzentration in der Luft
Und dann sind da die Piloten. Über Stunden hinweg transportieren sie Material von A nach B. Immer wieder, mit höchster Präzision. Mal handelt es sich um schwere Lasten, mal um feinere Elemente, die punktgenau platziert werden müssen. Die Konzentration darf niemals nachlassen; auch nicht nach vielen Flügen. „Das Schwierigste ist nicht der einzelne Flug, sondern die Dauerbelastung. Nach Stunden voller Lasten und Positionswechsel muss man immer noch millimetergenau arbeiten. Da ist volle Konzentration gefragt, vom ersten bis zum letzten Transportflug“ berichtet Pilot Daniel Riesen.
Genau solche Transportflüge wie auch Rundflüge sind für die Piloten der Air Zermatt das beste Training, um im Ernstfall bei einem Rettungsflug auch bei schwierigsten Bedingungen in den Bergen sicher zu fliegen.
Eine gemeinsame Leistung
Die Transportflüge im Oktober sind für die Air Zermatt eine besonders intensive Zeit. Sie verlangen volle Konzentration, Koordination und Teamarbeit. Vom Einsatzleiter über die Flughelfer bis hin zu den Piloten. Jeder trägt einen entscheidenden Teil dazu bei, dass in Zermatt auch ohne Autos Wohnhäuser, Hotels und Ferienchalets saniert und für die Zukunft modernisiert werden.
Und für die Crews der Air Zermatt gilt: Auch wenn es in diesen Tagen manchmal stressig wird – das Gefühl, gemeinsam etwas Grosses möglich zu machen, ist jede Anstrengung wert.