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«Auf falscher Fährte»
Ein Rückblick von Dr. Axel Mann

Axel Mann, ehemaliger Leiter des Ärztlichen Dienstes bei der Air Zermatt, hat dem Helikopterunternehmen sein Wissen und Können während 38 Jahren zur Verfügung gestellt. In all dieser Zeit hat der Doktor zig spannende, lustige und traurige Geschichten gesammelt, welche wir euch keinesfalls vorenthalten möchten. Einen Einblick in den Alltag der Rettungscrew, welcher abwechslungsreicher nicht sein könnte.

17. Februar 2023
Céline Bader

Wir haben bei Axel Mann noch einmal nachgegraben und seine prägendsten Erlebnisse auf Blatt gebracht. Viele dieser Momente haben nicht nur die Laufbahn des Facharztes für Anästhesie/Intensiv verändert, sondern auch den Betrieb der Air Zermatt selbst revolutioniert.

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Dieses Sprichwort bewahrheitet sich auch bei der Air Zermatt. Auch wir sind nicht vor Fehlern gefeit. Dies musste Axel Mann vor einigen Jahren am eigenen Leib erfahren, als er zu einem Einsatz unterhalb des Gornergrats gerufen wurde. Das Verletzungsmuster: Ein Mann mittleren Alters, welcher auf der Piste gestürzt war und nun die typische Symptomatik eines Schlaganfalls zeigte.

«Der Patient war der ersten Beurteilung des Patrouilleurs nach halbseits gelähmt und konnte nicht mehr sprechen. Typisch für einen Schlaganfall.» Axel Mann konnte die erste Diagnose nach Ankunft mit dem Helikopter nur bestätigen und man entschloss sich, den Mann auf direktem Wege ins Inselspital Bern zu fliegen.

Die unglückliche Verwechslung 

Noch auf dem Weg wurde der Crew mitgeteilt, dass die Notfallstation in Bern überlastet ist, weshalb sie statt dem Inselspital jenes in Sion ansteuerten. Nachdem der Patient dem Ärzteteam übergeben wurde, verlief der Rest des Tages im gewohnten Rahmen weiter: «Wir kümmerten uns um weitere Ski- und Pistenunfälle, der Schlaganfall-Patient war gedanklich bereits in den Hinterkopf gerutscht.»

Jedoch nur so lange, bis gegen Abend ein Anruf der Kantonspolizei reinkam: «Der Polizist berichtete von einer Vermisstenmeldung. Sie suchten nach einem handicapierten, taubstummen Mann, welcher an diesem Tag auf der Piste unterwegs war.» Da fiel es Axel wie Schuppen von den Augen: «Wir hatten uns geirrt. Der Patient hatte keinen Schlaganfall, sondern war durch seine Behinderung und dadurch, dass er taubstumm war, nach seinem Sturz schlicht und einfach nicht in der Lage, sich zu verständigen.»

«Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.» 

Diesen hatte man im Spital Sion mittlerweile einem CT zum Ausschluss einer Hirnverletzung und einer Hirnflüssigkeitsentnahme, um einen bakteriellen Infekt auszuschliessen, unterzogen.

Der Betroffene war an diesem Tag ausnahmsweise ohne seinen Betreuer unterwegs: «Leider war er weder gekennzeichnet, noch hatte er einen Behindertenausweis bei sich. Deshalb ist es zu diesem unglücklichen Missverständnis gekommen.» Nachdem das Missgeschick innerhalb der Rettungscrew bekannt wurde, galt für Axel: wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Axel Mann rät allen Menschen mit einem Handicap, dies klar ersichtlich zu markieren. Auf das Skifahren oder andere Aktivitäten verzichten muss und soll, solange möglich, jedoch niemand: «Sport ist für jeden Menschen gut und gibt uns ein gutes Gefühl. Dies soll ein Handicap keineswegs verhindern.»

Air Zermatt, Rettungseinsatz, Dr. Axel Mann

Dr. Axel Mann auf Einsatz mit der Air Zermatt | © Nathalie Taiana

Air Zermatt, Rettungseinsatz, Dr. Axel Mann

Bei einem Einsatz mit dem Helikopter hatte sich der ehemalige ärztliche Leiter getäuscht. | © Nathalie Taiana

Air Zermatt, Rettungseinsatz, Dr. Axel Mann

Die Rettungscrew bei der Patientenübergabe im Spital. | © Nathalie Taiana

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